
Bayern Ärztemangel: Entbindungsstation in Kreisklinik Roth macht dicht
Die Geburtenstation der Rother Kreisklinik schließt Ende Oktober. Die verbliebenen drei Belegärzte geben wegen Überlastung auf. Wegen der Krankenhausreform ist die Station nicht zu halten. Für Hochschwangere bleiben nur noch wenig Alternativen.
Nachts im Kreißsaal und tagsüber wieder normaler Praxisbetrieb – das war für drei Gynäkologen einer Gemeinschaftspraxis in Roth zuletzt Alltag. Vor ein paar Monaten war ein Kollege in den Ruhestand gegangen, trotz vieler Bemühungen fand sich kein Ersatz. Deshalb muss die Geburtsstation der Kreisklinik Roth Ende Oktober schließen, teilt das Landratsamt Roth mit. „Wenn nicht noch ein kleines Wunder geschieht“, so Landrat Ben Schwarz, „gibt es für die Station wegen der nicht mehr passenden Rahmenbedingungen keine Hoffnung mehr.“
Ärzte geben wegen Überlastung auf
Weil Kinder oft in der Nacht geboren werden, müssen die Ärzte rund um die Uhr erreichbar sein. 3.000 Stunden Bereitschaftsdienst pro Jahr seien zu dritt nicht mehr zu stemmen, so die Gynäkologen. Vielfach betreuen die Ärzte nachts einen Kaiserschnitt und müssten anschließend morgens wieder in die Praxis. Tag und Nacht im Einsatz zu sein wirke sich körperlich und psychisch auf die eigene Gesundheit aus. Auch aufgrund dieser Situation habe man keinen Kollegen als Ersatz finden können.
Krankenhausreform verlangt mehr Vollzeitstellen
Dazu kommt die Krankenhausreform, die ab dem Jahr 2027 in Kraft tritt. Um die Geburtenabteilung halten zu können, müsste das Kreiskrankenhaus Roth drei Vollzeitstellen für Gynäkologen besetzen. "Das wären umgerechnet zehn Belegärzte", heißt es aus dem Landratsamt. "Das ist für uns unmöglich zu erfüllen," sagt Klinikvorständin Nadine Ortner. Es sei alles versucht worden. Der Markt an Gynäkologen sei leergefegt. In den nächsten Jahren wird sich darüber hinaus ein Drittel aller Mediziner in Deutschland in den Ruhestand verabschieden.
Hochschwangere müssen weiter fahren
In den letzten Jahren sind in der Region zahlreiche Geburtsstationen geschlossen worden: Rothenburg, Dinkelsbühl, Neuendettelsau, Gunzenhausen, Schwabach. Für Hochschwangere bleiben für die Entbindung nur noch die Alternativen in Nürnberg, Ansbach, Neumarkt und Weißenburg. Kurz vor der Geburt bedeute das oft lange Fahrzeiten. Das Nürnberger Klinikum teilte auf Anfrage mit, man könne "einige wenige hundert Geburten noch gut auffangen". Bereits jetzt arbeite man mit der Kreisklinik Roth bei Risikoschwangerschaften gut zusammen. Das Klinikum Altmühlfranken in Weißenburg baut seine Geburtsabteilung aus. Hier wird in voraussichtlich zwei Jahren ein weiterer Kreißsaal eröffnet.
Eltern wollen gerne eine Kinderklinik in der Nähe
Zuletzt waren in Roth 500 Babies im Jahr geboren worden. Das Landratsamt hofft, dass demnächst ein Geburtshaus eröffnet. Hier können unter Betreuung von Hebammen Babies entbunden werden, wenn es keine Komplikationen gibt. Im Landratsamt heißt es, Eltern nähmen immer öfter längere Fahrstrecken in Kauf, um direkt neben einer Kinderklinik zu entbinden. Deshalb wurden nur noch die Hälfte aller Kinder aus dem Landkreis Roth auch in der Rother Kreisklinik geboren.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!
Quelle: Mittags in Franken 13.05.2025 - 12:10 Uhr