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Krieg im Nahen Osten ++ UN richtet Konferenz zur Zweistaatenlösung aus ++

Stand: 16.05.2025 21:49 Uhr

Die Vereinten Nationen planen im Juni eine Konferenz, bei der die Idee einer Zweistaatenlösung wiederbelebt werden soll. Israels Luftwaffe hat mehrere Häfen im Jemen attackiert.

Die wichtigsten Entwicklungen:

16.05.2025 • 21:49 Uhr

Ende des Liveblogs

Wir beenden an dieser Stelle den Liveblog für heute und bedanken uns für Ihr Interesse.

Israelische Angriffe im Gazastreifen in dieser Woche sollen dem mutmaßlichen Anführer des bewaffneten Arms der Hamas gegolten haben. Das bestätigte der israelische Verteidigungsminister Israel Katz. Mohammed al-Sinwar soll nach dem Tod seines älteren Bruders, des Hamas-Anführers Jihia al-Sinwar, das Kommando über die Kassam-Brigaden übernommen haben. Zu seinem Schicksal lagen zunächst weiter keine Informationen vor.

Die Vereinten Nationen planen im Juni eine internationale Konferenz, bei der die Idee einer Zweistaatenlösung im Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern wiederbelebt werden soll. Die Konferenz soll vom 17. bis zum 20. Juni im UN-Hauptquartier in New York stattfinden, wie eine UN-Sprecherin mitteilte. Die Veranstaltung geht auf eine im Dezember von der UN-Vollversammlung verabschiedete Resolution zurück und wird gemeinsam von Frankreich und Saudi-Arabien geleitet.

Ein an den Vorbereitungen beteiligter Diplomat in Paris erklärte, die Konferenz solle den Weg dafür ebnen, dass mehr Staaten einen vollwertigen Palästinenserstaat anerkennen. Derzeit erkennen rund 150 Staaten den Staat Palästina an.

UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk hat Israel angesichts der verstärkten Angriffe im Gazastreifen "ethnische Säuberung" vorgeworfen. Die jüngste "Bombenwelle" und die Blockade humanitärer Hilfe für die Bevölkerung des Palästinensergebiets deuteten darauf hin, dass dort "eine permanente demografische Verschiebung" vorangetrieben werden solle, hieß es in einer in Genf veröffentlichten Erklärung. Dies verstoße gegen das Völkerrecht und sei "gleichbedeutend mit ethnischer Säuberung", erklärte Türk. Dieser "Wahnsinn" müsse beendet werden.

Der UN-Menschenrechtsbeauftragte appellierte an mit Israel verbündete Staaten, dabei ihren Einfluss geltend zu machen. Die medizinische Versorgung im Gazastreifen breche zusammen und der "extreme Hunger" nehme aufgrund der israelischen Blockade zu, warnte Türk.

Israel hat im Jemen nach eigenen Angaben mehrere von der radikal-islamischen Huthi-Miliz kontrollierte Häfen angegriffen. Dabei seien schwere Schäden entstanden, teilte das Verteidigungsministerium mit. Es drohte zugleich damit, Jagd auf Huthi-Anführer Abdul Malik al-Huthi zu machen und diesen zu töten. Der Huthi-Kanal Al-Masirah berichtete, die Häfen von Hodeida und Salif am Roten Meer seien angegriffen worden.

Israel reagierte mit dem Einsatz auf wiederholten Raketenbeschuss aus dem Jemen. Die beiden Häfen würden für "terroristische Aktivitäten" genutzt, hieß es von der Armee. Über sie seien in der Vergangenheit Waffen transportiert worden. Bereits am Mittwoch hatte Israels Militär Menschen im Jemen aufgefordert, die Gebiete rund um die Häfen von Hudaida, Salif und Ras Issa zu verlassen.

Der am Montag aus der Gefangenschaft der Hamas freigelassene amerikanisch-israelische Doppelstaatler Edan Alexander hat das Krankenhaus verlassen. Das teilten seine Eltern Jael und Adi Alexander am Freitag mit. Die Genesung ihres Sohnes sei aber noch lange nicht abgeschlossen. Die Verletzungen, die er beim von der Hamas angeführten Terrorangriff auf Israel am 7. Oktober 2023 und in 18 Monaten Geiselhaft erlitten habe, müssten weiter medizinisch behandelt werden, erklärten sie. Auch seine Hände seien verletzt, weil ein Tunnel über ihm zusammengebrochen sei.

Bei israelischen Angriffen im Norden des Gazastreifens hat es palästinensischen Angaben zufolge fast 100 Tote gegeben. Sie seien seit der Nacht ums Leben gekommen, teilte ein Sprecher des von der Hamas kontrollierten Zivilschutzes mit. Die Angaben, die nicht zwischen Kombattanten und Zivilisten unterscheiden, lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Damit korrigierte der Zivilschutz die Zahl nach oben. Am Morgen hatte die Behörde noch 50 Tote genannt.

Israels "Truppen setzen ihre operativen Aktivitäten gegen die Terrororganisationen im Gazastreifen fort, zerstören terroristische Infrastrukturanlagen und eliminieren Terroristen", teilte das israelische Militär mit. Auch diese Angaben lassen sich nicht unabhängig verifizieren.

Konfliktparteien als Quelle
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Die globale Zivilgesellschaft muss sich aus Sicht des UN-Nothilfebüros OCHA für die Wiederaufnahme von Hilfslieferungen in den Gazastreifen einsetzen. "Die Situation ist so grotesk und abnormal geworden, dass ein gewisser öffentlicher Druck auf Staats- und Regierungschefs in aller Welt ausgeübt werden muss", sagte OCHA-Sprecher Jens Laerke in Genf. Israels Militär lässt seit mehr als zwei Monaten keine Hilfslieferungen mehr in den Gazastreifen. Die Streitkräfte werfen der Terrororganisation Hamas vor, Hilfsgüter an die zunehmend notleidende Bevölkerung weiterzuverkaufen, um Kämpfer und Waffen zu finanzieren. 

Laut Laerke hat OCHA jedoch robuste Sicherheitsvorkehrungen getroffen, um dies zu verhindern, auch wenn das Abzweigen von kleinen Mengen nie völlig ausgeschlossen werden könne. Die Vereinten Nationen hätten in der Vergangenheit bewiesen, dass sie in der Lage seien, den Menschen im Gazastreifen zu helfen. 

Ein von Israel und den Vereinigten Staaten unterstützter Hilfsplan der neu gegründeten Gaza Humanitarian Foundation (GHF) sei um ein Vielfaches zu klein dimensioniert, kritisierte Laerke. OCHA habe noch keine Informationen über eine mögliche Kooperation mit GHF erhalten, sagte Laerke. "Aber wir denken ohnehin, dass es ein schlechter Plan ist. Deshalb werden wir daran nicht teilnehmen", sagte er.

Das UN-Kinderhilfswerk im Nahen Osten hat sich entsetzt gezeigt über die anhaltend hohe Zahl getöteter Kinder im Gazastreifen. Allein in den vergangenen zwei Tagen seien 45 Kinder bei Angriffen getötet worden, sagte Edouard Beigbeder, Unicef-Regionaldirektor für den Nahen Osten und Nordafrika. Dies sei eine weitere erschütternde Erinnerung daran, dass Kinder im Gazakrieg besonders litten - "sie hungern Tag für Tag, nur um dann Opfer wahlloser Angriffe zu werden".

Im Gazastreifen gebe es keine sicheren Orte für Kinder, beklagte der Experte des UN-Kinderhilfswerks. "Von Norden bis Süden werden Kinder in Krankenhäusern, in zu Notunterkünften umfunktionierten Schulen, in behelfsmäßigen Zelten oder in den Armen ihrer Eltern getötet oder verletzt." Allein in den vergangenen zwei Monaten wurden demnach Berichten zufolge mehr als 950 Kinder bei Angriffen im Gazastreifen getötet. Während dieser Zeit habe sich die Lage von Kindern zusätzlich durch Israels Blockade humanitärer Hilfe im Gazastreifen verschlimmert. "Mit jedem weiteren Tag der Blockade steigt das Risiko, dass sie verhungern, erkranken und sterben", so Beigbeder.

US-Präsident Donald Trump hat sich angesichts der humanitären Lage im Gazastreifen besorgt geäußert. "Viele Menschen sind am Verhungern", sagte Trump vor Journalisten in Abu Dhabi. "Wir schauen uns Gaza an und wir werden uns darum kümmern", fügte er hinzu. "Wir müssen auch den Palästinensern helfen." Man müsse auf beide Seite schauen.

Trump äußerte sich zum Abschluss seiner ersten großen Auslandsreise seit seinem Amtsantritt im Januar, die ihn in die Golfstaaten Saudi-Arabien, Katar und in die Vereinigten Arabischen Emirate führte. In Katar hatte Trump am Donnerstag ausgeführt, wie er sich die Zukunft des Gazastreifens nach eineinhalb Jahren Krieg mit dem US-Verbündeten Israel vorstelle. "Ich wäre stolz darauf, wenn die USA (den Gazastreifen) bekommen, einnehmen, zu einer Freiheitszone machen", sagte er. Ein solches Vorgehen sei ein "sehr gutes Konzept". 

Bei israelischen Angriffen im Gazastreifen sind nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Zivilschutzbehörde 50 Menschen getötet worden. Die Zahl der Todesopfer durch Angriffe auf Häuser von Zivilisten im nördlichen Gazastreifen seit Mitternacht liege bei mindestens 50, sagte ein Sprecher der Nachrichtenagentur AFP. Die Suche nach Überlebenden und Verschütteten dauere an.

Die Nachrichtenagentur AP berichtet unter Berufung auf lokale Krankenhäuser von 82 Todesopfern. Mindestens 66 Menschen wurden dem Indonesischen Krankenhaus im Norden des Gazastreifens zufolge getötet, hieß es. Weitere 16 tote Opfer seien in das Nasser-Krankenhaus gebracht worden. Wegen der Angriffe sollen Menschen aus dem Flüchtlingslager Dschabalia und der Stadt Beit Lahia geflohen sein. Das israelische Militär kommentierte die Angriffe zunächst nicht.

Ein Augenzeuge in Beit Lahia im Norden des Gazastreifens berichtete von "massiven Fluchtbewegungen". "Der Schrecken und die Panik trafen uns mitten in der Nacht", sagte er. Am Donnerstag waren nach Angaben der Zivilschutzbehörde mehr als 100 Menschen durch israelische Angriffe getötet worden.

Angehörige der von der Hamas verschleppten Geiseln haben die israelische Regierung zu gemeinsamen Anstrengungen mit den USA zur Freilassung der Opfer aufgerufen. Der israelische Präsident solle Bemühungen Trumps um eine Freilassung unterstützen, teilte das sogenannte Geisel-Forum mit, das sich für die Familien der Verschleppten einsetzt.

Die Menschen seien mit "schwerem Herzen" aufgewacht angesichts Berichten über zunehmende Angriffe im Gazastreifen zum Ende von Donald Trumps Besuch im Nahen Osten, hieß es. "Diese historische Chance für ein Abkommen über die Rückkehr der Geiseln zu verpassen, wäre ein heftiges Versagen, das für immer als Schande in Erinnerung bleiben wird", teilte das Forum mit.

Von den 58 Geiseln, die sich noch in der Gewalt der militant-islamistischen Hamas befinden, sind nach israelischen Angaben vermutlich nur noch 23 am Leben. Netanjahu hatte in dieser Woche angekündigt, die Militäroffensive gegen die Hamas im Gazastreifen auszuweiten.

Das Europäische Krankenhaus in Chan Junis im Gazastreifen ist nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation nach einem israelischen Angriff außer Betrieb. Wegen der Schließung der Klinik fielen lebenswichtige Leistungen wie Neurochirurgie, Herzbehandlung und Krebsbehandlung weg, teilte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus auf der Plattform X mit.