
Zollstreit stärkt "Seidenstraße" China weitet Einfluss in Lateinamerika aus
US-Präsident Trumps Zollpolitik veranlasst betroffene Staaten, ihre Handelsbeziehungen miteinander zu vertiefen. Das kommt chinesischen Interessen in Lateinamerika entgegen.
Auch wenn Chinas Exporteure von dem erbitterten Zollstreit mit den USA hart getroffen werden: In strategischer Hinsicht kann die Volksrepublik aus dem Zwist auch Vorteile ziehen. Das neue US-Zollregime nötigt die Betroffenen, nach Handelswegen an den Vereinigten Staaten vorbei zu suchen.
Das ist geradezu ein Glücksfall für Chinas "Neue Seidenstraße", das globale Infrastruktur- und Handelsprojekt, das Peking seit mehr als zehn Jahren systematisch verfolgt. Mit Häfen, Bahnstrecken, Autobahnen und Pipelines werden unter chinesischer Beteiligung für umgerechnet Hunderte Milliarden Dollar weltweit Verbindungen geschaffen, die neue Absatzmärkte für chinesische Produzenten erschließen.
Zahlreiche Projekte in Lateinamerika
Dies passiert auch in direkter Nachbarschaft zu den USA: In Peking findet gerade ein Forum mit der Gemeinschaft Lateinamerikanischer und Karibischer Staaten (CELAC) statt, auf dem Staats- und Parteichef Xi Jinping ankündigte, den gemeinsamen Handel weiter auszubauen. Egal, wie sich die Welt verändere, China werde immer ein "guter Freund und Partner" der Region sein, so Xi.
Sein Land wolle in einem Umfeld steigender Blockkonfrontation und Protektionismus in Infrastruktur, Rohstoffen und Nahrungsmitteln sowie 5G-Technologie und Künstlicher Intelligenz mit Lateinamerika und der Karibik mehr zusammenarbeiten. Für die Entwicklung der Region will China 66 Milliarden Yuan (rund 8,2 Milliarden Euro) zur Verfügung stellen. Nach chinesischen Angaben hat Peking in der Region bereits mehr als 200 Infrastrukturprojekte ins Leben gerufen.
Wettlauf mit dem Westen
Ähnlich wie bei ihrem umfangreichen Engagement in Afrika ist die Volksrepublik nicht zuletzt an den Rohstoffen in Lateinamerika interessiert. Jüngst hat China die Einfuhr von Sojabohnen aus Brasilien erhöht, um auch bei Agrarprodukten weniger von US-Importen abhängig zu sein. Zudem verfügen die Länder in Lateinamerika über wichtige Rohstoffe, wie Lithium aus Chile, das besonders wichtig in der Batterieherstellung ist.
Schon lange warnen Experten, dass der Westen gegenüber der strategischen Vision Chinas ins Hintertreffen gerate. Die EU und die USA kritisieren, dass Peking mit der Seidenstraßen-Initiative ärmere Länder von sich abhängig mache. Die konkurrierenden Projekte des Westens reichen aber nicht annähernd an die Investitionen Chinas heran.
Schon heute ist China nach den USA der wichtigste Handelspartner der CELAC-Staaten. 2024 betrug das Handelsvolumen mit der Region nach Angaben aus Peking umgerechnet 518,4 Milliarden Dollar.
Ringen um den Panamakanal
Ein wichtiges Symbol dieses Wettlaufs ist der neu aufgeflammte Konflikt um den Panamakanal. US-Präsident Donald Trump behauptete, China habe Kontrolle über die wichtige Seehandelsroute, weil der Hongkonger Konzern CK Hutchison an dortigen Häfen beteiligt ist, und sparte nicht an Drohungen, die Kontrolle über den Kanal wiederzuerlangen.
Im Februar erklärte Panama, Chinas "Seidenstraßen"-Projekt zu verlassen, was vor allem am Druck aus Washington gelegen haben dürfte. Peking bestreitet eine Einflussnahme auf die Route. Zuletzt hat der geplante Verkauf zweier Kanalhäfen von CK Hutchison an die US-Finanzfirma Blackrock allerdings Chinas Behörden auf den Plan gerufen, die den Deal prüfen.
Mit Informationen der Nachrichtenagentur dpa.